
Alkohol und Cannabis gehören zu den am weitesten verbreiteten Substanzen unserer Gesellschaft. Beide werden oft verharmlost – schließlich „gehören sie dazu“. Ein Bier nach Feierabend, ein Joint am Wochenende, was soll schon passieren? Doch genau hier liegt die Gefahr: Der Übergang vom unauffälligen Konsum zum Missbrauch ist fließend und geschieht oft unbemerkt.
Warum greifen Menschen überhaupt zu Alkohol oder THC?
Die Gründe sind vielfältig und oft nachvollziehbar:
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Stressbewältigung: Nach einem anstrengenden Arbeitstag dient Alkohol oder Cannabis als „Abschaltknopf“.
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Soziale Einbindung: Trinken oder Kiffen in Gruppen vermittelt Zugehörigkeit.
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Emotionale Regulation: Traurigkeit, Einsamkeit oder Ärger werden mit Substanzen überdeckt.
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Neugier und Experimentierfreude: Besonders bei jungen Menschen spielt das Ausprobieren eine große Rolle.
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Verfügbarkeit: Alkohol ist überall zugänglich, Cannabis wird zunehmend entkriminalisiert.
Das Problem: Kurzfristig scheint es zu funktionieren – langfristig verstärkt es jedoch die Probleme.
Wann wird Konsum kritisch?
Die Grenze ist nicht bei „ganz viel“ oder „jeden Tag“. Missbrauch beginnt deutlich früher. Typische Warnsignale:
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Regelmäßigkeit: Aus „ab und zu“ wird Routine – jeden Abend ein Bier oder wöchentlich ein Joint.
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Verlust der Kontrolle: Vorsatz („heute nur eins“) und Realität klaffen auseinander.
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Verdrängung: Probleme oder Stress werden nicht mehr aktiv gelöst, sondern mit Substanzen übertüncht.
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Toleranzentwicklung: Man braucht mehr, um denselben Effekt zu spüren.
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Rechtfertigungen: „Alle machen das so“, „ich hab’s im Griff“, „ist ja nur am Wochenende“.
Typische Folgen von missbräuchlichem Konsum
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Psychische Belastungen: Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit.
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Soziale Konflikte: Spannungen in Beziehungen, im Job oder Freundeskreis.
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Gesundheitliche Risiken: Schlafstörungen, Organbelastungen, Abhängigkeit.
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Rechtliche Konsequenzen: Bei Autofahrten unter Substanzeinfluss drohen Strafen bis hin zum Führerscheinentzug.
Was kann man tun, damit es gar nicht so weit kommt?
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Selbstreflexion: Ehrlich beobachten, wann, wie oft und warum konsumiert wird.
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Klare Grenzen setzen: Feste „konsumfreie Zeiten“ (z. B. Wochentage oder Monate).
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Alternativen schaffen: Sport, Gespräche, kreative Hobbys – echte Stressbewältigung ohne Substanz.
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Offenheit im Umfeld: Mit vertrauten Menschen über Konsumgewohnheiten sprechen.
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Früh Hilfe annehmen: Beratungsstellen, Psychotherapie oder Selbsthilfegruppen – nicht erst warten, bis „alles zusammenbricht“.
Fazit
Missbräuchlicher Substanzkonsum entwickelt sich selten mit einem Knall – er schleicht sich ein. Was als harmlose Gewohnheit beginnt, kann Schritt für Schritt zu Kontrollverlust, Konflikten und Abhängigkeit führen. Entscheidend ist, frühzeitig hinzuschauen, ehrlich mit sich selbst zu sein und alternative Wege zu finden, mit Stress und Gefühlen umzugehen.
Der wichtigste Schritt: Das Bewusstsein, dass jeder gefährdet ist – und dass Prävention einfacher ist als der mühsame Weg zurück.
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